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Halterner wollen keinen Denkmalschutz für Zeche AV 8

Abriss oder Denkmalschutz? Der Zechenturm und das Schachtgelände der AV 8. FOTO BLUDAU

Lippramsdorf. Im Juni wird bekannt, dass der Landschaftsverband die Zeche Auguste Viktoria 8 unter Denkmalschutz stellen will. Die Politik stimmt im November ab.Von 1982 bis 2015 war Haltern-Lippramsdorf Zechenstandort. Bis zu einer Tiefe von 1330 Metern holten Bergleute den schwarzen Energielieferanten an die Oberfläche. Noch heute stehen der Schachtturm und die Betriebsgebäude. Wenn es nach dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe geht, soll das auch so bleiben. Denn er beantragt die Eintragung von Gerüst, Schacht- und Maschinenhalle in die Denkmalliste. Die Gebäude dokumentieren für den LWL eindrucksvoll die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Raumes und das Ende der Bergbautätigkeit im Kreis Recklinghausen. Gerade der 41 Meter hohe Schachtturm sei eine identitätsstiftende Landmarke. Im November legen 121 Lippramsdorfer Bürger ihr Veto ein, sie haben den Bergbau eher als Verursacher massiver Schäden wahrgenommen. Der Kulturausschuss stimmt gegen den Antrag. Haltern sei nie Bergbaustadt gewesen, die Zeche besitze keine historische Bedeutung, Denkmalschutz sei völlig überflüssig. esc

440 Patienten erhalten Impfung in der Kirche

Lippramsdorf. Am 3. Dezember ist die Hausarztpraxis von Dr. Dirk Heufers geschlossen. Denn Mediziner und Personal sind an einem ungewöhnlichen Ort: in der Lambertus-Kirche. Hier werden über 400 Menschen an einem Tag bei der ersten großen Impfaktion in Haltern gegen das Corona-Virus geimpft.

Schon vor 8 Uhr bildet sich eine Schlange vor der Weihnachtshütte der Schützengemeinschaft Freiheit am Portal der Kirche. Die ersten Patienten der Praxis Heufers melden sich an und holen sich ihr Bändchen für den Eintritt in ein nicht alltägliches „Sprechzimmer“.

Nach dem Piks sind alle glücklich: „Ich habe die Möglichkeit, mich hier boostern zu lassen, sehr gerne angenommen“, sagt beispielsweise Leo Keysberg.

„In der Praxis kriegen wir eine solche konzentrierte Impfaktion räumlich nicht hin“, sagt Dr. Dirk Heufers. Deshalb hatte er seine guten Kontakte zur Lambertus-Gemeinde genutzt. Der Aufwand sei groß gewesen.

Mahnmal Lippramsdorf entfacht Debatte

Lippramsdorf. Das Mahnmal in Lippramsdorf stellt Soldaten mit Handgranaten in der Hand auf dem Weg zum Kampf dar. In dieser martialischen Darstellung sei es eine Schande und keine Ehre, sagt im Mai ein Bürger. Eine Diskussion im Kulturausschuss schließt sich auf Antrag von Magdalene Meier (Die Grünen) im Juni an. In Kombination mit den später angebrachten Namenstafeln und einer Friedensbotschaft stehe das Mahnmal allerdings klar gegen alle Formen von Gewalt, heißt es mehrheitlich. Niemand spricht von Abriss. Auch Magdalene Meier nicht. Ihr geht es darum, einen Impuls zu geben, sich bewusster mit diesem Ort auseinanderzusetzen. Natürlich könne dieses Mahnmal, das zweifelsohne eine Kriegssituation abbilde, auch als kriegsverherrlichend interpretiert werden. Das obliege letztlich dem Betrachter, sagt am Volkstrauertag Bürgermeister Stegemann. Für ihn mahne es, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. esc

Zwei Männer heiraten in der Kirche

Lippramsdorf. Zum ersten Mal segnet in Haltern ein katholischer Pfarrer ein gleichgeschlechtliches Ehepaar. In St. Lambertus traut Michael Ostholthoff im September zwei Männer. Im Zwiespalt der Kirchenmeinungen fehlt es an einer gemeinsamen Haltung, ob gleichgeschlechtliche Paare den kirchlichen Segen erhalten sollten – kirchenrechtlich wurde jedoch kein Sakrament gespendet. Nur theologischen Experten wäre der eine oder andere Unterschied im Ritus aufgefallen.

Zweimal Feuer in Kirche gelegt

Lippramsdorf. Zweimal wird in der Lippramsdorfer Kirche ein Feuer gelegt. Das erste wird am Abend des 19. August vor der Abendmesse entdeckt, das zweite zwei Tage später am Samstagabend gegen 18 Uhr. Ein Zeuge meldet zwei Jugendliche, die von der Kirche am Pastoratsweg weglaufen.

Die Kirche ist gewöhnlich tagsüber bis 18 Uhr geöffnet, damit Besuche möglich sind. Die Pfarrei St. Sixtus entschließt sich, die Türen vorläufig zu verschließen. Dazu hatte die Polizei geraten.

September

Der TuS Haltern sorgt für Wirbel mit einem Mannschaftsfoto, das augenscheinlich mitten in der Westruper Heide geschossen wurde. Im Naturschutzgebiet ist das Verlassen der Pfade jedoch verboten. Laut Pressesprecher des TuS war ursprünglich geplant, nur auf den ausgewiesenen Wegen zu fotografieren. Bei einer Anhörung vor der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Recklinghausen muss der TuS Haltern sich verantworten, die Strafe beträgt am Ende 485 Euro. Außerdem will der TuS bei drei Heimspielen für den Erhalt der Westruper Heide sammeln.

Das Tourismusjahr in Haltern geht dem Ende zu: Durch Corona war die Auslastung der 867 Betten in Haltern jedoch 30 bis 40 Prozent schlechter als 2019. Auch wenn in den Herbstferien noch Gäste erwartet werden, können sie nicht den Ausfall im Frühjahr kompensieren.

Als Ersatz für das erneut abgesagte Heimatfest organisiert die Stadtagentur Anfang September einen „Themenflohmarkt“. Angelehnt an den sonst beim Fest stattfindenden Kinderflohmarkt verkaufen viele Halterner ihre Dachbodenschätze bei strahlendem Sonnenschein im Galen-Park.

Nach langer Coronapause tritt das Ensemble der Musical-AG des Gymnasiums wieder auf. Mit „Der kleine Horrorladen“ feiert die zehnte Produktion der Gruppe Premiere. Geprobt hatten die Schüler und Schülerinnen während Corona viel in Kleingruppen oder sogar per Videokonferenz. Auch das Junge Ensemble des Lea-Drüppel-Theaters tritt wieder auf. Mit „Momo? Greta? Wir!“ bringen sie ein eigenes Stück über Klimawandel und Umweltzerstörung auf die Bühne – wegen Corona über ein Jahr später als ursprünglich geplant.

Das erste Strand-Comedy-Festival in Haltern ist trotz Corona gut besucht. Sechs Comedians sorgen für einen humorvollen Abend für die 320 Gäste am Stausee. Eine Neuauflage im nächsten Jahr ist geplant.

Auch in diesem Jahr gibt es keine Prozession zur Großen Kreuztracht in St. Sixtus und das Gabelkreuz bleibt in der Kirche. Die Kreuztracht steht 2021 unter dem Motto „mit Leidend“, in Gedenken an die Flutkatastrophe im Juli und die militärische Situation in Afghanistan. Die Katholiken können den Prozessionsweg jedoch individuell gehen und an drei Stationen Plakate mit Texten aus der Bibel lesen.

Wegen eines medizinischen Notfalls stirbt ein 65-Jähriger bei einem Autounfall auf der A 43 in Haltern. An seinem Geburtstag klagt er bei der Heimfahrt nach Recklinghausen über Unwohlsein, sackt dann zusammen und steuert sein Auto so in die Leitplanke. Der Notarzt kann nur den Tod feststellen. Seine Beifahrerin wird leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Im September verkündet der Lippeverband seine Unterstützung für die Stever-Lippe-Passage, einen rund 400 Meter langen Radweg, den eine Bürgerinitiative aus Haltern fordert. Kreis und Stadt sollen jetzt prüfen, wie der Weg möglich gemacht werden kann. Ein rund 100 Meter langer Abschnitt verläuft durch das Naturschutzgebiet Lippeaue, was die Umsetzung verzögert.

In einem Berufungsverfahren um zusätzliches Schmerzensgeld gehen Hinterbliebene des Germanwings-Absturzes abermals leer aus. Das Oberlandesgericht Hamm weist die Berufungsklage von drei Klägern zurück. Da die medizinische Überwachung der Flugtauglichkeit die Verantwortung des Bundes sei, sei die Lufthansa nicht der richtige Adressat, so die Begründung des Richters. Die Hinterbliebenen erwägen nun eine Klage gegen die Bundesregierung.

Eine neue Bahn-Direktverbindung für Haltern ist geplant. Ende 2022 soll eine Bahn stündlich zwischen Haltern und Bochum pendeln, die Strecke führt dann über Marl-Sinsen, Recklinghausen Hbf und Recklinghausen Süd. Das teilt die Verwaltung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr mit.

Eine neue DLRG-Spezialeinheit zur Wasserrettung soll in Haltern entstehen. Aus dem aktuellen Bootstrupp wird eine Strömungsretter-Einheit, die bei Katastrophen wie dem Starkregen-Ereignis im Juli eingesetzt werden kann.

Bereits zum vierten Mal wird das Hans-Böckler-Berufskolleg als MINT-freundliche Schule ausgezeichnet. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik und soll die Schulen motivieren, ihr digitales Profil weiter zu schärfen.

Im September kommt Pfarrer Francis Nwosu aus Nigeria nach Haltern, um seinen Dienst in Haltern aufzunehmen und das pastorale Team von St. Sixtus zu unterstützen. 2005 erhielt er die Priesterweihe, fünf Jahre später führte ihn sein Weg zum Studium nach Wien und zur ersten Priesterstelle nach Ertingen und von dort nach Haltern.