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LWL-Römermuseum in Haltern: Geschichte wird erlebbar

Das moderne Haus lädt Besucher jeden Alters auf ein spannendes und vielseitiges Ausstellungserlebnis ein.

Viel zu entdecken: Die Exponate - wie Töpferwaren oder ein Zelt - stehen frei im Raum. Andere Stücke sind in Glasvitrinen zu betrachten. FOTOS (4) BIANCA MUNKER

Von Bianca Munker

Haltern am See vor 2000 Jahren: Am Ufer der Lippe befand sich einer der wichtigsten Stützpunkte der Römer. Jahrhunderte vergingen, Spuren blieben. Dort, wo sich eins das große Lager befand, steht heute das LWL-Römermuseum.

Wer möchte, kann den Museumsrundgang mit einem Kinobesuch starten. Über eine große Leinwand flimmert ein Einführungsfilm. Dort erfahren die Zuschauer, dass an dieser Stelle in Haltern rund 5000 Legionäre lebten. Von hier aus versuchte der berühmte Feldherr Varus, das Gebiet rechts des Rheins weiter zu erobern. Hier war eine der insgesamt drei Legionen stationiert, die 9 nach Christus in der Varusschlacht untergehen sollte. Jahrhunderte später genauer im Jahr 1899 begann die systematische Erforschung der historischen Anlagen in Haltern.

Unglaubliche Auswahl

Nach der filmischen Einführung ist es an der Zeit, die Ausstellung zu betreten. Eine unglaubliche Auswahl an Funden und Rekonstruktionen ist darin zu bestaunen. Mehr als 1200 Funde geben Zeugnis darüber ab, wie hoch entwickelt die Kultur der Römer und ihres Alltags fern der Heimat war. Die Exponate haben ganz unterschiedliche Größen: von einer kleinen Münze, die gefunden wurde, bis zu einem großen Ofen.

Ein Hingucker ist die Nachbildung eines Totenbettes. Stolze sechs Jahre hat die Rekonstruktion gedauert. Knochenschnitzereien zieren das Prachtexemplar. Auf diesen Totenbetten wurden Verstorbene verbrannt so war es Brauch zur Zeit des Kaisers Augustus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.). Anschließend wurde die Asche des Toten und die der Liege in einer Urne beerdigt. Nach römischem Recht mussten die Toten außerhalb der Siedlung bestattet werden. Doch da man auch nach dem Tod im Gedächtnis der Lebenden bleiben wollte, wurden die Gräber gut sichtbar an den Straßen angelegt. Je nach finanziellen Möglichkeiten der Angehörigen wurden ein kleiner Hügel oder ein prachtvolles Monument über dem Grab errichtet. Auch in Haltern am See wurden Gräber gefunden. Übrigens, wer dem prunkvollen Totenbett zu nahe kommt, wird gebeten, Abstand zu halten: per Durchsage auf Latein, der Sprache der alten Römer, und auf Deutsch.

Bei anderen Exponaten ist das Anfassen und Ausprobieren wiederum ausdrücklich erwünscht. So wird Geschichte erlebbar. Wer möchte, kann typisches römisches Marschgepäck schultern und merkt ganz schnell dabei, wie schwer die Legionäre tragen mussten. Es ist auch möglich, sich selbst in einen Römer zu verwandeln.

Schwer zu tragen

Gewänder und Schutzhemd eines Legionärs warten nur darauf, angezogen zu werden. Natürlich darf auch der Helm nicht fehlen, der ordentliches Gewicht hat. Zudem muss herausgefunden werden, wie herum das Stück getragen wird. Auch nicht so einfach, wie die Autorin dieses Berichtes am eigenen Leibe erfahren musste.

Interessant ist auch eine Präsentation von Münzen. Da es bei den Römern keine Massenmedien gab, wurden Geldstücke, die von der kaiserlichen Verwaltung herausgegeben wurden, für politische Informationen und Propaganda genutzt. Auf der Vorderseite römischer Münzen ist meist ein Porträt des Kaisers oder eines Mitglieds des regierenden Kaiserhauses zu sehen. Die Darstellungen auf der Rückseite sind vielfältig: sie reichen von Göttern über Tugenden des Kaisers bis hin zu Bauwerken.

Die Römer: So sahen sie aus, die Herrscher über das riesige Reich.
Die Römer: So sahen sie aus, die Herrscher über das riesige Reich.

Informationen, Öffnungszeiten, Programm

■ LWL-Römermuseum, Weseler Straße 100, 45721 Haltern am See, Telefon (02364) 9376-0.

■ Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 9 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 18 Uhr.

■ Eintrittskarten können vorher online erworben werden.

www.lwl-roemermuseum-haltern.de

■ Am 17. und 18. August ist es wieder so weit: Dann finden die Römertage 2024 statt.

■ Es gibt verschiedene Führungen, Workshops und Programmpunkte für Kinder und Erwachsene. Wer mag, kann zum Beispiel kochen wie die Legionäre oder Glasperlen schmelzen.

■ Geburtstagskinder können ihren großen Tag bei einer Entdeckungstour in die Vergangenheit feiern.

■ Es gibt auch spezielle Angebote für Vorschulkinder, Schulklassen und die Ferienzeit. Erblindete und sehbehinderte Menschen können das Alltagsleben der Römer tastend erforschen.